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Habt ihr schon einmal vom Durmitorring gehört? Es gab ja bereits einen Blogpost zum Thema Montenegro, den ich euch auch weiterhin ans Herz legen kann, da ich hier viele grundsätzliche Fragen kläre. Welche Sprache kann ich sprechen und bei Google Translator installieren, brauch ich eine andere Währung? Und welche Unterkünfte finde ich dort?
Tatsächlich kennen viele Menschen in meinem Umfeld nicht und das ist wirklich schade, denn bereits seit etwa 2010 sagt mir dieses Land etwas als damals Backpacker Blogger Geheimtipp. Allerdings haben viele den Balkan im Allgemeinen nicht so auf den Schirm. Inzwischen hat sich zumindest schon herumgesprochen, dass viele Kreuzfahrten in Kotor Halt machen und man vielleicht auch lieber in die Bucht von Kotor als an andere Ecken der Adria reist. Allerdings ist der Norden im Sommer wie Winter ein ebenso lohnendes Reiseziel ganz ohne Kreuzfahrttouristen oder Parkplatzsuche in Orten wie Perast.
Im Winter nicht nur in die Alpen
Die Hauptsaison in Montenegro ist bereits vorbei und nun kommen wir schon zur Planung für den Winterurlaub – da sollte man tatsächlich als Fan von Wintersport aller Art wie Skifahren oder Schneeschuhlaufen auch Montenegro in Betracht ziehen. Als Norddeutsche kenne ich viele Freunde und Bekannte, die eben nicht mit dem Auto in den Winterurlaub fahren, sondern fliegen und selbst dort finden sie oft dann nur Pisten, die nur mithilfe der Schneekanone betrieben werden können.
Alternativ findet man dazu im Norden von Montenegro reichlich Schnee und fährt auch in dem kompakten Balkanstaat nie allzu lange von A nach B, hat dafür aber im Winter eine Vielzahl von Klimazonen von milden, regnerischen Wetter an der Adria bishin zu weißer Pracht in den Bergen im Norden. So kann man auch mal raus aus dem Schnee, wenn man einen abwechslungsreichen Urlaub will. Im jungen Balkanstaat gibt es zahlreiche Skiresorts, die in Sachen modernes Design, Spa und Annehmlichkeiten den neusten Bauten in den Alpen in nichts nachstehen.
Outdoor Paradies
In den letzten Jahren gewann auch der Norden immer mehr an Bedeutung in Montenegro. Hier findet man alles, was das Outdoor Herz begehrt. Ob nun Wandern, Mountainbike oder sogar Ziplining an der bekannten Tarabrücke.
Ein guter Startpunkt ist dabei Žabljak, welches nur knapp 2000 Einwohner hat, aber bereits als Skiort eine gute Anzahl von Unterkünften in jeder Preisklasse anbietet. Mit 1450 Metern ist dies die am höchsten gelegene Siedlung auf dem gesamten Balkan. Dort hatte ich auch ein kleines Erlebnis der anderen Art, da ich dort Proviant im Zuge der Pressereise in einem örtlichen Supermarkt gekauft habe und es wagte, mit einem 50 Euro Schein zu bezahlen. Sofern ihr nicht an der Adria seid oder in einer Umgebung, die ür montenegrinische Verhältnisse hochpreisige waren anbietet: Tut es bitte nicht und deckt euch vor der Reise mit kleinen Scheinen ein. Bargeld ist im Zweifelsfall immer Trumpf in Montenegro.
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Mich hat erst einmal am Durmitor-Nationalpark in Sachen Outdoor etwas abgeschreckt, dass man eben nicht auf eine vielfältige Flora tritt mit vielen Gesichtern, sondern eben auch auf Bären stoßen könnte, die dort heimisch sind. Neugierig, wie ich war, habe ich mich in einem der Unterkünfte bei anderen Reisenden mit Bikes oder ohne umgehört, die auf einem der 25 Wanderwege unterwegs waren. Diese bestätigten mir aber zu meiner Erleichterung, dass es keinerlei Probleme mit Bären bei ihnen gegeben hätte. Ein weiteres Highlight sind die Seen, aber dazu erzähle ich eh gleich noch mehr ….
Der schwarze See
Es war ehrlich gestanden schon seit meinen ersten Blogposts ein kleiner Traum von mir, einmal den schwarzen See zu besuchen. In den Darstellungen der ersten Blogger sah dieser See immer aus wie verzaubert, so eben, wie man das vielleicht vom Eibsee in Deutschland kennt. Was mich dann in Wirklichkeit erwartete, war doch ganz anders als die Postkartenidylle.
Vielleicht lag es in meinem Fall daran, dass ich erst den Durmitorring und einen dort liegenden Gletschersee besucht habe und anschließend erst am Crno Jezero, den Schwarzen See war. Ein Gehweg schlängelte sich entlang durch die Nadelwälder in Richtung des Sees auf 1416 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Der Weg erinnerte mich irgendwie an den Titisee im Schwarzwald, nur nicht so überladen mit Touristen. Am See angekommen erwartete uns die glasklare Spiegelung des Bergpanoramas im Hintergrund. Zu meiner rechten ein Spielplatz, zu meiner linken ein Ausflugslokal. Wer also beim schwarzen See noch echte Wildheit erwartet, der kommt wahrscheinlich mindestens 8 Jahre zu spät. Inzwischen hat sich die Schönheit des Sees herumgesprochen.
Auch viele asiatische Touristen waren vor Ort mit hohen Schuhen, luftigen Sommerkleidern und großen Hüten. So richtig gehen konnte man auf den Schuhen nicht, aber die waren ja nur fürs perfekte Urlaubsfoto auf dem Steg. Ich empfehle euch bei diesem und anderen Seen: Packt die Kamera auch mal weg und genießt die Ruhe. Die haben wir am Titisee nämlich zum Beispiel nicht. Meine Empfehlung wäre daher: Wenn ihr am Durmitorring seid, dann könnt ihr auch den Schwarzen See besuchen. Aber wer schon am Schwarzen See ist und dann nicht den Durmitorring bereist, der hat definitiv etwas verpasst.
Der Durmitor Ring
Mein absolutes Highlight für den Norden und ein Ort, an den ich definitiv zurückkehren möchte, ist der Durmitorring. Einer der 4 Panoramawege in Montenegro ist inzwischen bestens ausgebaut. Und nicht nur mit dem Auto kann man diesen Weg gut erkunden – es ist auch ein Paradies für Wanderer und Mountainbiker. Durmitor-Nationalpark hat eine Fläche von 32.000 Hektar und gehört zum Unesco-Welterbe. Man kann nicht in Worte uns auch nur bedingt in Bilder fassen, was das Umkreisen des Durmitorrings für eine außergewöhnliche Sinneserfahrung ist. Und das schreibe ich nicht nur, weil ich mich versehentlich bei einem der zahlreichen Stops versehentlich in ein Ameisennest gesetzt habe.
Innerhalb des Rings geht es mal auf, ab, ist mal steiler und mal in sanft geschwungenen Serpentinen. Jeder, der schon ein wenig gereist ist in seinem Leben, hat ja Assoziationen und denkt an dieses oder jenes Reiseziel zurück. Bei mir war es im Fall des Durmitorrings mal Schwarzwald, dann mediterrane Blumenwiesen, dann hatte es wieder was von den Lidlands oder Irland und plötzlich fühlte man sich wie im skandinavischen Hochgebirge. Hinter jeder Biegung wartete eine neue Welt, neue Gerüche und eine neue Landschaft. Egal, ob mit dem PKW oder mit dem Fahrrad oder zu Fuß – dieses Erlebnis ist einmalig. Natürlich ist man fast nie allein, auch andere reisen die Straßen entlang. Teils sogar Campingwägen trauen sich die teils sehr enge Straßen entlang wie ein Paar aus Deutschland, dass auf der Rückreise von Albanien auch noch mal sich Montenegro anschauen wollte.
Wichtig wäre für diese Strecke durch die Vielfalt der Landschaft auf etwa 1500 m Höhe, dass ihr auch einige Lagen Kleidung mitnehmt und euch im Zweifelsfall eher zu warm als zu luftig einkleidet für diese Tour – das gilt für jede Art der Reise, also auch für Biker, Radfahrer oder Wanderer.
Die Speisen im Norden
Die Küche in Nordmontegro kann man sehr gut vergleichen mit der Küche in den Alpen – im Sommer gehen noch immer viele Familien in die Katuns in ihre Berghütten, um dort Ziegen zu weiden und Käse zu machen. Bei dieser schweren Arbeit braucht man eine reichhaltige Küche. Unter anderem gibt es natürlich selbst erzeugten Käse, oft auch Fisch und deftige Fleischgerichte.
Entlang an der Tara
Wer von Podgorica aus ein Auto mietet oder gleich einen Fahrer bucht für eine Tour, der sollte keineswegs schnell durch diese zauberhafte Landschaft huschen. Auch, wenn es eben spezielle Panoramastraßen gibt, so finde ich doch, dass fast jede Ecke in diesem Land unglaublich schöne Panoramen aus norddeutscher Flachlandsicht bereit hält.
Aber die Tara-Schlucht ist mit bis zu 1300 Meter auch nicht ein Anblick wie jeder andere, denn schließlich ist es nach dem Grand Canyon zweittiefste Schlucht der Erde und somit die tiefste in Europa. Hier versteht man, warum Montenegro den Slogan “Wild Beauty” gewählt hat auch erst so richtig.
Ein Roadtrip in den Norden
Natürlich muss man nicht zwingend nach Podgorica fliegen und sich dann ein Auto oder Fahrer mieten, um in den Norden und zum Durmitorring zu gelangen. Wer ein Fan von Roadtrips oder wer ohnehin aus Österreich kommt oder dort einen Zwischenstop machen möchte. Wer nun sagt: Ich möchte nicht mit dem Auto, sondern nachhaltig mit dem Zug reisen. Es ist nicht so einfach, aber nicht unmöglich. Allerdings ist man im wilden Montenegro mit all seinen Bergen in Sachen Reisen mit Bus und Zug auf nur wenige Strecken begrenzt. Einen Versuch ist es aber auf jeden Fall wert. Wir haben leider noch keinen genauen Termin für diese Unternehmung, aber mein Mann und ich wollen definitiv nachhaltig nach Montenegro reisen.
Dieser Bericht ist im Zuge einer Pressereise entstanden. Ich möchte mich an dieser Stelle bei dem gesamten Team der Nationalen Tourismusorganisation Montenegro bedanken. Insbesondere bei Andri, der uns die gesamte Reise begleitet hat. Weitere Informationen zu Reisen nach Montenegro findet ihr hier auf der offiziellen Webseite der Organisation. Danke ebenfalls bei allen Familien und Hotels, bei denen wir zu Gast sein und Speisen durften.