Freitag, 22 November, 2024

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“ … von da fällt der Blick unendlich leicht, beschwingt und frei, unendlich erstaunt, gespannt, beglückt und sehnlich immer weiter gezogen über eine grenzenlos weitgebreitete Berglandschaft mit vielen hundert Gipfeln hin und darüber in eine noch weitere, noch mächtigere, noch lockendere Himmelslandschaft hinein. Es gibt viel Schönes auf der Erde, Schöneres als dies gibt es nicht.”

(Hermann Hesse)

Das Tessin.

Die italienische Schweiz, der südlichste Kanton im Land. Eingerahmt von drei berühmten Alpenpässen im Norden – Gotthard, Nufenen und San Bernardino – und der italienschen Grenze im Süden.

Oder auch: die Sonnenstube der Schweiz genannt, weil hier die Sonne schon früher als anderswo den Frühling ankündigt und bis spät im Jahr bleibt, auch dann noch, wenn in anderen Gegenden im Land schon sehr viel Schnee auf den Bergen liegt.

Dabei wartet das Ticino, wie das Tessin auf italienisch heisst, mit ebenso fulminanten Bergen auf. Mit einer Gebirgslandschaft, die Weitblicke bietet bis zur Po-Ebene oder den 4000er Gipfeln in den Westalpen des Wallis und des Berner Oberlandes. Dazwischen tauchen immer wieder tiefblaue oder smaragdgrüne Seen auf, die zum Abkühlen und Verweilen einladen. Egal, ob kleine Bergseen, hoch oben zwischen den Gipfeln, oder die grossen in den Tälern, beide sind eines der charakteristischen Merkmale des Kantons. Die Letzteren verleihen den bekannten Tessiner Städten ihren mondänen Charme und ein Gefühl von la dolce vita in der Schweiz.

Es gibt viele unschlagbar gute Argumente, das Tessin zu besuchen, dort Urlaub zu machen oder seine Freizeit zu verbringen. 7 dieser spannenden Gründe, die, die mir am meisten am Herzen liegen, möchte ich hier vorstellen.

#1 Eine Wohlfühloase für Dichter, Denker, Kreative oder Aussteiger

Das Tessin zieht von seit her Künstler, Freigeister und kreative Köpfe an. Es war ein Rückzugsort für grosse Schriftsteller wie Hermann Hesse, Max Frisch oder auch Kurt Tucholsky, die in den kleinen Dörfern zwischen Lago di Lugano und Lago Maggiore lange gelebt haben. Das waldreiche und ungestüm wild wirkende Valle Onsernone hingegen, eines meiner Lieblingstäler, ist noch heute ein Platz für Alternative und Aussteiger, die am gefühlten Ende der Welt in und mit der Natur ein einfaches und ruhiges Leben führen wollen.

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#2 Gegensätze ziehen sich an: mondäne Städte und pittoreske Bergdörfer

Zwischen den Tessiner Städten und seinen kleinen mal malerisch, mal verlassen wirkenden Bergdörfern liegen Welten. Nicht nur Bergwelten, sondern buchstäblich Lebenswelten. Auf der einen Seite glamoröse, weltläufige und schillernde Städte wie Lugano, Ascona und Locarno, in denen das schöne und teure Leben pulsiert. Auf der anderen Seite, nur ein paar Kilometer weiter in Richtung Berge erwarten den Besucher kleine, oft auch winzige Bergdörfer, die sich sanft und spektakulär zugleich an den Hang schmiegen. Dort kommt das tägliche Leben bald zum Erliegen, leben dort doch kaum noch mehr als ein paar Dutzend Menschen in einer Welt, die wohl bald endgültig aufgegeben wird.

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#3 Zeit für Festivals – Zeit zum Mitfeiern!

Im Tessin findet das weltweit bekannte grösste Filmfestival der Schweiz statt. Es ist das Festival del Film, Pardo genannt, in Locarno, bei dem sich auch aktuelle und vergangene Hollywood-Stars immer Anfang August ein Stelldichein geben.

Die gesamte Stadt schmückt sich im Leoparden-Look – Pardo bedeutet auf italienisch Leopard – dem Symbol des Festivals. Mit mehreren Tausend gleichgesinnten Filmfans auf der riesigen Piazza Grande im Zentrum der Stadt unter freiem Himmel zu sitzen und Film zu schauen, hat etwas sehr Besonderes! Ein Hauch von Welt hält Einzug in der kleinen Stadt, die gerade um die 15.000 Einwohner hat.

Da sind aber auch eine Reihe anderer interessanter Festivals, die den Musik- und Partyfreund oder Klassikliebhaber in den Süden der Schweiz locken. Da wären, unter anderem, das Musikfestival Moon and Stars (http://www.moonandstars.ch/programm.html ), ebenfalls in Locarno, das Estival Jazz in Lugano und das Jazz Festival in Ascona, aber auch diverse Open Air Festivals in den Tälern.

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#4 Wanderparadies und Tälerhüpfen 

Es gehört mit zum Schönsten, was die Wanderschweiz zu bieten hat, sich im Tessin durch steile, fast unbezwingbar anmutende Bergflanken auf kühn angelegten Wanderwegen hinaufzuschlängeln und dort oben in den Geniessermodus überzugehen. Die wilde Schönheit der Landschaft, die schon Hermann Hesse so sehr gefallen hat, und die famose Weitsicht bannen den Blick des Wanderers.

Aussergewöhnlich ist die Vielfalt an verschiedenen Bergtälern, die der Wanderer zu Fuss erlaufen und erkunden kann. Die räumliche Nähe der Täler untereinander macht es möglich, sprichwörtlich von einem Tal ins andere zu hüpfen (http://www.zufussunterwegs.com/ebook/ ). Das Besondere am Tälerhüpfen? Den unterschiedlichen Charakter zwischen den einzelnen Tälern zu entdecken, ihre Eigenheiten und ihren Charakter kennenzulernen.

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#5 La Cucina Nostrana – die köstliche und nahrhafte einheimische Küche

Das Tessin hat sich seine eigene Küche erhalten, die vor allem in den Tälern und Dörfern heute noch ausgiebig gekostet werden kann. Die typischen echten Restaurants, sogenannte Grotti, verschwinden zwar langsam, sind aber immer noch einen Besuch wert. An Granittischen zu sitzen, unter einer riesigen schattenspendenden Kastanie und einen Boccalino mit Wein zu trinken, gehört zu den Höhepunkten eines Tessiner Aufenthalts.

Gespeist werden darf auch! Polenta, am besten im Kupferkessel über Feuer zubereitet, Risotto oder ein Brot aus einheimischen Kastanien sind dabei die Klassiker. Eine einfache, eine nahrhafte und eine sehr leckere Küche!

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#6 Eine wilde Landschaft, die jedem etwas bietet 

Die landschaftliche Wunderwelt mit den vielen Seen und den umliegenden Bergen lässt jeden Sportler, Abenteurer, Bewegungsfreund und Freizeitgeniesser auf seine Kosten kommen. Egal ob Wandern, Segeln, SUP, Paragliden, Klettern, Kanu fahren oder ein Sprung ins kühle Nass eines Bergbaches oder Sees – für jeden sollte etwas dabei sein, um sich auszutoben und auszuleben.

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#7 Das Tessin, das Land der Steine 

Wer die Tessiner Dörfer erkundet, wird schnell feststellen, dass Stein allgegenwärtig ist. Nahezu überall taucht das Material auf, das aus den eigenen umliegenden Bergen gewonnen wurde. In einigen Dörfern, wie Boschetto, Corippo, Brontallo oder auch Fusio, alle im idyllischen Vallemaggia gelegen, kann man die noch gut erhaltenen Ortskerne mit den alten Steinhäusern (sogenannte Rustici) finden.

Ein echter Hingucker sind die alten romanischen Steinbrücken, die sich in einem schwungvollen Bogen über die Flüsse spannen. Die liebevoll aufeinander gestapelten Granitplatten auf den Wanderwegen lassen das Wandererherz höherschlagen. Fast überall im Tessin finden sich spektakulär angelegte Steintreppen, durch die die Menschen früher die steilen Berge bezwingen konnten – in früheren Zeiten und auch heute noch.

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Neugierig geworden? Lust, das Tessin einmal kennenzulernen? Ich kann es nur empfehlen!

Der meistgelesene deutsche Schriftsteller, Hermann Hesse, wird gewusst haben, warum er hier fast 40 Jahre seines Lebens verbracht hat. Bergfreunde und Wassersportler wissen das la dolce vita zu schätzen, das sie nur mit wenigen anderen Gleichgesinnten teilen müssen.

Dem Autofahrer von heute, auf dem Weg in den Süden, sei empfohlen, auf der Strecke zwischen Gotthard-Pass und italienischer Grenze dem allsommerlichen Stau aus dem Weg zu gehen und abzubiegen. Hinein in die vielen so unterschiedlichen Seitentäler des Tessins und einzutauchen in seine charmanten und pittoresken Städte und Dörfer.

Und dabei einen Sehnsuchtsort zu entdecken. Ticino – wie schön das klingt! Wie einer dieser Orte, die man, einmal entdeckt, gar nicht mehr loslassen möchte!

 

Jana Wessendorf (www.zufussunterwegs.com) ist Naturliebhaber, Wandermensch, Blogger und ein

kleiner Schokoladenfan. Nach einigen Jahren Dauerlauf im

Karriere-Hamsterrad ist sie nun zu Fuss unterwegs. Sie setzt sie sich

erfolgreich für die Wiederentdeckung der Langsamkeit ein: im Alltag,

in der Natur, beim Wandern und auf Reisen.

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