Donnerstag, 21 November, 2024

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Minimalismus und Nachhaltigkeit sind zwei Entwicklungen in unserer Gesellschaft, die sich in den letzten Jahren zu immer größer werdenden Nischen entwickelt haben. Letzten Herbst las ich in jeder zweiten Instagramstory: “Soll ich etwas über Nachhaltigkeit schreiben?” Aber warum dieser Trend? Warum diese Bescheidenheit und weg von Luxus und symbolischen Kapital? Weg von der Leistungsgesellschaft und dem Zeigen, was man hat?

Nun ja, eine universelle Antwort gibt es nicht. Der Minimalismustrend begann unter Anderem in den USA. Zwei gut verdienende Banker kündigten ihren Job und schrieben ein Buch über das neue, einfache Leben. Minimalismus und Nachhaltigkeit sind eben nicht dogmatisch und militant. Du kannst mitmachen, aber du musst nicht. Wenn du Bücher liebst, dann musst du nicht alle deine Bücher wegschmeißen. Und die Gründe, warum du nachhaltiger oder minimalistischer leben willst, bleiben dir überlassen.

Eine Frau in einem Bekleidungsgeschäft

Gerade in jungen Jahren habe ich viel Geld für Kleidung ausgegeben.

Mein Weg zum Gedanken “Weniger ist auch mal gut!”

Ich war mit 19 Jahren wahrscheinlich wie jedes Mädchen in meinem Alter – frisch ausgezogen und ein wenig im Konsumrausch, endlich frei über mein Geld entscheiden. Und ich kaufte Kleidung und Schminke und Deko, weil sie schön war – nicht, weil ich sie brauchte. Es kam immer mehr und mehr Zeug dazu und dann folgte ein dunkles Kapitel meines Lebens, in dem ich oft umzog und einen Großteil meiner Sachen bei meinen Eltern ließ. Irgendwann war ich bei meinen Eltern und wirklich schockiert: Alles war voller Kartons, mein ganzes Kinderzimmer. Okay, es war nur so 10 Quadratmeter groß, aber trotzdem. So viele Kartons mit unnützen Kram, den ich im Grunde genommen nicht brauchte.

Deswegen begann ich auszusortieren und mir Gedanken zu machen. Kurz darauf lernte ich meinen Ehemann kennen, der einfach von Natur aus Minimalist ist. Er geht gerne gut essen, er ist ein kleiner Foodie, wie ihr vielleicht auch bei dem Amsterdam Food Blogpost mitbekommen habt – dort hat er einen Großteil der Speisen gegessen. Aber Geld für Kleidung, Spaß an Shopping? Eher nicht. Man muss ihn geradezu dazu zwingen, mal was Neues zu kaufen. Sachen werden getragen, bis sie zu unansehnlich für Job und Unialltag sind. (Und wir kennen Studenten. Also das will was heißen.)

 

Kosmetik

Gerade durch das Bloggen habe mir zu viel Kosmetik angeschafft, die ich gar nicht aufbrauchen konnte.

Vorteile für mich, wenn ich nachhaltiger lebe

Ja, auch das Bloggerdasein ist so ein bisschen eine Falle, die nicht sonderlich für Minimalismus und Nachhaltigkeit spricht. Denn wenn man über Beautyprodukte bloggt, wie ich das eben seit 2009 regelmäßig tue, dann häuft sich allein schon unter den selbst gekauften Sachen ganz schön was an. Als ich ab 2013 oft umziehen musste, spürte ich erst so richtig die last, die so viel Kleinkram mit sich bringt. Es ist schön, Etwas zu sammeln. Aber mit meinem aktuellen Lebensziel passt es nicht so richtig zusammen. Mein Ehemann genießt die kleinen Dinge wie gutes Essen oder schöne Reisen und auch ich denke heute mehrfach darüber nach, was ich mir anschaffe und warum.

Ein Mehrweg Coffee-to-go-Becher

Ich nutze schon seit längerem einen Mehrweg Kaffeebecher, um Müll zu vermeiden.

Für den Durst

Der Kaffee am morgen macht wach und fit für den Tag und gerade, wenn man wie ich viel unterwegs ist wie ich aktuell, ist der  Coffee-to-go-Becher unvermeidbar. Natürlich kriege ich bei meiner Arbeit frischen Kaffee, aber der Weg von Oldenburg nach Hamburg muss auch erst mal geschafft werden. Ich bin keiner dieser Leute, die gerne den halben Morgen im Zug schlafen. Natürlich bin ich auch ab und an zum schnellsten Weg verleitet, dem Coffee-to-go-Becher. Nach dem Nutzen wird dieser Papp-Becher einfach zu Müll, ich nehme den ja nicht von Oldenburg nach Bremen mit und Fülle ihn dann wieder auf. In Deutschland werden stündlich 320.000 Coffee to go-Becher verbraucht. In einem Jahr sind das fast drei Milliarden Stück Einwegbecher.

“Einwegbecher bestehen überwiegend aus Papierfasern, für deren Herstellung n aller Regel Neumaterial eingesetzt wird. Es werden praktisch keine Recyclingpapierfasern genutzt, sodass für die Herstellung der Pappbecher neue Bäume gefällt werden müssen. Weil die Einwegbecher nicht nur aus Pappe, sondern anteilig auch aus Kunststoff bestehen, wird auch Rohöl zur Becherproduktion benötigt. Ein durchschnittlicher Einwegbecher besteht in der Regel zu fünf Prozent aus dem Kunststoff Polyethylen – dazu kommt noch der Plastikdeckel und gelegentlich Rührstäbchen, Papiermanschetten oder Tragehilfen aus Pappe.” (Quelle: Deutsche Umwelthife, 2019)

Die Nutzung von Coffee-to-go-Bechern verursacht viel Müll und verbraucht viele natürliche Ressourcen. Was ist also die Alternative? Leider kommt man am Mitnehmen eines Bechers nicht vorbei. Aber dafür hat man dann auch warm gehaltenen Kaffee, auch noch Stunden nach Aufbruch zur Schule, Arbeit oder Uni.

Es gibt inzwischen viele verschiedene Mehrweg Coffee-to-go-Becher.  Ich habe mir selbst unter anderem einen faltbaren Coffee-to-go-Becher besorgt. So spare ich Platz in meiner Tasche, wenn ich nicht meine Termoskanne mitschleppen möchte. Sonst gibt es aber auch alles von Glas über Metall bishin zu Bambuskonstoff. Jeder findet da seinen eigenen Lieblingsbecher, der zu den individuellen Bedürfnissen passt.

Wenn ich unterwegs bin, trinke ich natürlich nicht nur Kaffee, sondern natürlich auch Wasser. Es ist immer einfacher sich schnell noch was in einer Plastikflasche zu besorgen, wenn man Durst hat. Anstelle von Plastikflaschen nutzen mein Mann und ich je eine wiederbefüllbare Flasche, er aus Metall, ich eine Glasflasche. Leitungswasser hat überall in Deutschland eine gute Qualität und das trinken wir dann zuhause und unterwegs und füllen sie regelmäßig wieder auf. Damit sparen wir Geld und verbrauen weniger natürliche Ressourcen. Und in meinem Freundeskreis stecke ich auch immer mehr damit an – selbst meine Chefin bringt nun ihre eigene Flasche mit Leitungswasser mit ins Atelier.

Eine Bowl aus verschiedenen Gemüsesorten

Ich bereite mir mein Essen schon zuhause vor, wenn ich unterwegs Essen muss.

Allzeit bereit für ein Lunch

Es ist wirklich Luxus, überall gibt es an jeder Ecke Lebensmittel und selbst in jedem Supermarkt und Discounter To Go Ecken mit Produkten, die man sich direkt für die Lunchpause mitnehmen kann – selbst mit vegetarischer und veganer Auswahl. Allerdings bevorzuge ich inzwischen statt To Go Essen meistens Mealprep, weil es auch einfach einfacher ist. Meist nehme ich mir Reis mit mit Gemüse, morgen wird es z. B. Edamame sein. bei der Arbeit haben wir einen Kühlschrank, dort habe ich einige Vorräte, z. B. Rote Beete. Damit habe ich ein sättigendes Mittagessen, das mir gut bekommt und auch gut schmeckt. Momentan mache ich mir meist Pokebowls oder Chippudding oder Porridge für unterwegs. Aber ob man nun einen Apfel oder eine Banane dabei hat oder Gemüse schnippelt – es schont auch auf jeden Fall das Portmonee.

Immer mit dabei

Wir haben immer einen Jutebeutel dabei.  Selbst mein Mann in seinem großen Rucksack und ich in meiner Tasche, die schon an sich sehr geräumig ist. Aktuell habe ich persönlich ein Obstnetz dabei und einen Jutebeutel, denn das Obstnetz spart noch ein wenig mehr Platz. Dank meiner Mutter, die mir immer wieder Jutebeutel geschenkt hat, haben wir ein riesiges Arsenal. Inzwischen kosten ja auch Plastiktüten im Supermarkt Geld, um sie weniger attraktiv für uns Konsumenten zu machen. Erst vorgestern fluchte eine Dame bei einer Drogerie an der Kasse vor mir, da die günstigen Tüten für 15 Cent komplett ausverkauft waren. So war sie dazu gezwungen, einen Mehrwegbeutel für 1,79 Euro zu kaufen. Durch die Plastiktüten werden auch gerade Papiertüten immer beliebter. Aber ist sed eine gute Alternative?

“Die Herstellung von Zellulose für Papiertüten ist äußerst energie- und wasseraufwändig. Zudem werden umweltschädliche Chemikalien eingesetzt. Um Papiertüten möglichst stabil zu machen, sind sehr viel Material sowie lange und chemisch behandelte Fasern nötig. Daher werden in der Praxis sehr viel Frischfaser statt Altpapier genutzt: Die globale Nachfrage nach Holz für die Papierproduktion belastet zusätzlich die Ökosysteme. Bei der Papiertüte gilt (analog zur Plastiktüte): Je mehr Altpapier und je weniger Druckfarben, desto besser für die Umwelt (Broschüre des Forum Ökologie & Papier).”

Letztendlich sind Jutebeutel ökologisch nachhaltiger, wenn sie mindestens 30-mal genutzt werden. Ich glaube, das dauert bei mir maximal einen Monat, denn für mich gehören sie zum täglichen Leben seit der Kindheit einfach dazu. Ob nun auf Reisen oder für Einkäufe. Daher wäre es auch praktisch, wenn ihr immer einen Beutel dabei habt – das spart Ressourcen und auch wieder Geld und ihr müsst nicht wie die Dame an der Kasse vor mir fluchen, weil ihr schon wieder eine neue Tüte kaufen müsst.

Eine Schale mit Blaubeeren

Gerade die von mir geliebten Beeren besorge ich mir regional, um Verpackungen, Lagerungs- und Transportkosten zu reduzieren.

Zurück zum Regionalen

Plastikmüll nervt und der Streit, wer den Müll rausbringt, herrscht wohl in jeder Familie mal. Und auch auf der Fashionweek im Januar war Mikroplastik ein wichtiges und aktuelles Thema. Aber wie nun bei all den Verpackungen sparen, wenn selbst die meisten Biogurken eingeschweißt sind. Seit schon 10 Jahren hatte ich immer das Glück, in der Nähe von regelmäßigen Wochenmärkten zu leben und auch Unverpacktläden gibt es in immer mehr Städten. Aber gerade die von mir geliebten Beeren ohne Plastikverpackung zu finden ist oft schwierig. Daher habe ich mir persönlich angewöhnt, Beeren außerhalb der Saison entweder als Tiefkühlware in Pappverpackung zu kaufen ohne Plastik (z. B. bei Kaufland) oder aber eben nur in der Saison zu kaufen, z. B. als Selbstpflücker. Neben Selbstpflückerwiesen kann man auch gegen eine geringe Gebühr in vielen Wäldern Beeren und Pilze sammeln. Allerdings dann bitte vorher über Fuchsbandwurm und ähnliche Risiken informieren. Der Förster des jeweiligen Forstes weiß da auch sicher weiter.

Stoff statt Einweg

Es ist wirklich interessant, dass sich auch Trends wie Stofftaschentücher oder waschbare Alternativen in anderen Bereichen (Windeln, Damenhygiene) wieder durchsetzen. Wir stellen da auch gerade um auf Stofftaschentücher, die man bereits sehr günstig in großen Mengen bekommt. Meine Eltern machen das schon immer so, von meinem Vater kenne ich nur die Stofftaschentücher.

Unverpacktläden

Noch vor einigen Jahren eine Seltenheit, aber inzwischen in jeder größeren Stadt vorhanden findet man in Unverkpacktläden alles Alltägliche von Haferflocken über Mehl oder Reis bishin zu nachhaltigen Zahnbürsten aus Bambus und regionalen Obst und Gemüse. Glasbehälter kann man sich oft vor Ort kaufen, aber auch selbst mitbringen. Und auch, wenn kein Laden in der Nähe ist, gibt es heute zahlreiche Onlineshops, die einem nachhaltige Alternativen bieten. Auch ohne Unverpacktladen stellen wir aktuell auf verpackungsfreie Körperpflege um und nutzen beide festes Shampoo und feste Seife, feste Bodylotion und ich beispielsweise auch Mikrofasertuch und Kokosöl zum Abschminken.

Bad Reiniger

Auch beim Saubermachen gibt es Möglichkeiten nachhaltiger zu leben.

Sauber ohne großes Tamtam

In unserer letzten Wohnung in der Nähe von Bremen gab es einen Putzraum der Vermieter und auch in einem Schrank gefühlt 1000 Spezialreiniger, die mich ehrlich gesagt überfordert haben. Von meiner Kindheit an kenne ich bereits, dass man mit wenigen Mitteln wie Natron, Essigessenz etc sauber macht, eben Dinge, die man in jeder Küche findet. Wir haben noch den Luxus, einen Kloreiniger mit Lavendelduft zu nutzen, aber das ist eher so ein Wohlfühlprodukt.

Nur beim Wäschewaschen haben wir noch nicht das ideale Mittel gefunden – momentan probieren eine Waschkugel aus und machen Waschmittel selbst. Welches der beiden Methoden uns mehr überzeugt, kann ich gerne berichten.

Ein Fernseher und ein Laptop

Es gibt viele einfache Möglichkeiten, um bei elektronischen Geräten Strom zu sparen.

Einfach mal Stecker aus

Natürlich, ohne Handy und laptop geht es nicht. Mich selbst nervt es manchmal, wie viel Zeit ich vor PC und Smartphone verbringe, statt das analoge Leben in vollen Zügen zu genießen. Aber ich will keinen das digitale Treiben verbieten. Allerdings tappe ich noch immer selbst in manche Stromfalle. Die kostet nicht nur Strom, sondern eben auch Geld. Meine definitiv schönste Art des Stromsparens ist, nicht nur die Wäsche an der Luft trocknen, sondern auch meine Haare. Ich dusche meist abends, weil ich momentan immer nach der Arbeit Sport mache. Anschließend lasse ich meine nassen Haare etwas an der Luft trocknen und flechte mir zwei Zöpfe – dadurch habe ich mir nicht nur das Föhnen gespart, sondern auch schöne Wellen im Haar. Ein Fehler, zu dem ich auch immer wieder neige, ist mein Handy und Laptop über Nacht zu laden – eigentlich muss das nicht sein, weil die Ladezeit maximal -3 Stunden beträgt. Und auch einen Standbymodus bei dem Fernseher kann man entgehen, wenn man neben dem Schalter den Strom mit einer Schaltersteckdosenleiste reguliert.

Einkaufstaschen einer Frau

Überlegt einkaufen kann ein guter Beitrag zu einem nachhaltigen Leben sein.

Mit Plan Shoppen

Wir alle kennen diese Phase, wenn wir zum Beispiel das erste Mal Geld verdienen oder einen harten Tag hatten und uns einfach mal was gönnen wollen, nicht? Auch ich mache das öfters, aber inzwischen nicht mehr so wie mit 19 Jahren. Statt Shopping ohne Plan mache ich inzwischen eine Bestandsaufnahme und daraus eine Wischlist für langfristige Anschaffungen wie beispielsweise Kleidung oder Schuhe. Meistens habe ich auch nicht mehr als 10 Paar Schuhe inklusive Sportschuhe, Pumps für offizielle Anlässe oder zum Modeln und Wanderstiefeln. Sind die alten ausgelatscht, bestelle ich neue. Ich mache das jetzt sehr konsequent seit 2 Jahren und konsumiere dadurch viel bewusster als früher, wo sich einfach Kleiderberge antürmten, die kein Mensch braucht. Lieber Qualität und Slow Fashion statt jeden Trend mitmachen, ist meine heutige Devise. Und aktuell bereite ich eine Süddeutschlandreise vor und war doch überrascht, dass zu fast jedem aktuellen Trend sich irgendein Outfit fand.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch die Lebensmittel und leider meine Vorliebe für Tiefkühlware wie Edamame und Beeren. Mein Mann ist da eine gute Seele und macht meist die Einkäufe, ich bringe aus Hamburg oder Bremen dann mal exotischere Lebensmitte von Asialaden mit. Durch eine App haben wir eine  gemeinsame Einkaufsliste und wissen in Echtzeit, wer was bereits gekauft hat.

Bücher

Bücher muss man nicht kaufen, man kann sie auch leihen oder als E-Book erwerben.

Man muss nicht alles kaufen

Bücher gehören für mich einfach dazu – ansonsten hätte ich nicht Germanistik studiert. Aber nicht jedes Buch muss ich mir gleich kaufen. Zum Glück gibt es Bibliotheken, mein Mann und ich teilen uns einen eBook Reader zum privaten Lesevergnügen und Unilektüre, die man inzwischen auch oft nur noch als eBook bekommt bei aktuellen Publikationen. Und man kann ja natürlich auch den Büchertausch nutzen, den man inzwischen vielerorts findet. ich habe z. B. Auch die Onleihe App der Stadtbibliotheken und kann so wunderbar Hörbücher im Zug hören, wenn ich nicht arbeite.

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