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Interview mit William Joppy – amerikanischer Profiboxer und ehemaliger, dreifacher Weltmeister im Mittelgewicht
Ich habe ja schon oft gesagt, dass ich ein großer Fan von Social Media bin. Das war auch einer der Gründe, warum ich das auch zu meinem Beruf gemacht habe. 😉
Man erlebt tolle Sachen und lernt unglaubliche Menschen kennen. So geschehen mit William Joppy. Er ist ehemaliger, dreifacher Weltmeister im Mittelgewicht. Er kommt aus Maryland und bald dürfen wir ihn zu seinem 46. Geburtstag gratulieren.
Wir haben uns auf Instagram “kennengelernt”. Ich fand seine Geschichte spannend und fragte ihn nach einem Interview. Ich bin wirklich happy, dass das geklappt hat. Und vielleicht treffe ich ihn irgendwann mal persönlich.
Wie hat deine Boxkarriere gestartet?
Boxen hat mich schon immer fasziniert. Ich glaube, das war das erste Mal als ich 1976 als Kind die Olympischen Spiele in Montreal Canada gesehen habe.
Als Teenager hatte ich jedoch nicht die nötige Reife mich wirklich mit dem Sport “Boxen” zu beschäftigen. I hatte einige schwere Zeiten in meiner Jugendzeit. Als ich um die 20 war, konnte ich mich dem Sport endlich richtig widmen.
Was fasziniert dich an diesem Sport?
Was mich am Meisten fasziniert, ist die Kunst des Boxens. Ich liebe es die Techniken so auszureizen, dass ich treffe, aber nicht getroffen werde.
Verfolgst du noch immer den Sport?
Auf jeden Fall. Ich liebe Boxen.
Meinst du, dass Boxen sich im Laufe der Jahre verändert hat?
Leider ja. Sehr sogar. Mittlerweile geht es nur noch darum, Geld zu verdienen und kaum noch darum, gute Kämpfe zu präsentieren.
Gibt es ein Vorbild für dich?
Mein Vorbild war und wird es immer sein Sugar Ray Leonard. Er beherrschte den Ring zu jeder Zeit. Er ist und war der Einzige. Meiner Meinung nach.
Schönster Augenblick in deinem Leben?
Es mag sich jetzt kitschig anhören, aber das war die Geburt meiner Kinder.
Wenn du zurückgehen könntest in der Zeit, was würdest du anders machen?
Ich würde definitiv mein Umfeld wechseln. Während meiner Zeit als erfolgreicher Boxer, habe ich oft mit den falschen Personen zu tun gehabt. Vor allem mit Frauen, die nur mit mir zusammen sein wollten, weil ich Weltmeister war. Ich war in der Position und fühlte mich gut, anderen zu helfen. Ich hatte einfach nur eine Masse an falscher Leute um mich herum. Ich gebe mir auch die Schuld. Ich wollte immer so normal wie möglich erscheinen, so nah. Ich habe mich nie als Celebrity oder sowas gesehen. Deswegen hatte ich den ganzen Hype auch nicht verstanden. Wenn du mit solchen Menschen zusammen bist, die dich nur als Star ansehen, dann sind sie irgendwann verwirrt, dich als Individuum zu sehen. Wir sagen bei uns: “Allzu große Vertrautheit erzeugt Verachtung”
Schlimmster Moment in deiner Karriere?
Es ist immer furchtbar einen Kampf zu verlieren. Nach 10 Wochen hartem Training, vermasselst du es in einer Nacht. Man kann das gar nicht erklären, wie man sich fühlt. Mein schlimmster Moment war, als ich gegen Felix Trinidad verloren habe. Ich hätte den Kampf eigentlich gewinnen müssen. Aber irgendwie habe ich die ganze Atmosphäre viel zu nah an mich herangelassen und wie ich zuvor bereits über die falschen Leute sprach. Menschen, die nur da waren, weil das ein großer Kampf war und sie im Mittelpunkt stehen wollten. Ich habe mich viel zu sehr ablenken lassen.
Ein ganz normaler Tag während deiner Boxkarriere?
Aufstehen um 4 Uhr morgens. 5 bis 7 Meilen laufen. Danach die größte Mahlzeit des Tages einnehmen, das Frühstück. Dann etwas entspannen. Gegen 13.00 Uhr in die Gym und für 3 bis 4 Stunden trainieren. Nach dem Sport war ich zuhause und studierte alte Kampf-Videos.
Spezielle Diät?
Während meiner aktiven Zeit habe ich eine Menge Gemüse gegessen, gebratenes Hühnchen. Meine Kohlenhydrate aß ich immer sehr früh am Tag (wie Kartoffeln, Spaghetti, Lasagne). Wasser habe ich extrem viel getrunken.
Hast du ein Motto?
“If you ain’t right – get right, if you’re already right, stay right.”
Welche Stadt oder Land hat dir am besten gefallen auf deinen Reisen?
Tokio. Die Stadt ist unglaublich. Und in der Dominikanische Republik fand ich die Strände einfach nur großartig.
Welche Tipps würdest du angehenden Boxern geben?
Immer positiv bleiben und mit den richtigen Leuten umgeben. Immer hungrig nach den richtigen Zielen sein. Und nicht zu gemütlich werden, wenn die Ziele mal erreicht wurden. Denn sobald du das tust, wirst du unweigerlich abstürzen. Mein Motto ist: Gemütlichkeit ist der Feind des Erfolges.
Pläne für die Zukunft?
Ich möchte gerne mehr in der Öffentlichkeit sprechen. Vor allem vor Risiko Gruppen wie afro-amerikanischen Jugendliche. In Amerika sind die Farbigen noch immer Spitzenreiter in den Gefängnissen. Mein Job wird es sein, meine Leute in die richtige Richtung zu bringen. Und da muss man mit den Jugendlichen anfangen. Ich freue mich auf meine neue Aufgabe und bin gespannt, wie es läuft.
3 Comments
Wow! Sehr interessant! Vor allem, dass er um 4 Uhr morgens aufsteht… Man hört ja immer wieder, dass erfolgreiche Menschen richtig früh anfangen.
Danke und liebe Grüße,
Barbara
Ja, der frühe Vogel und wie das so schön heißt. Aber 4 Uhr morgens ist mir dann doch ein kleines, bisschen zu früh. 😉
Tolles Interview! Ich schaue mir sehr gerne Boxen an und ich finde seine Antworten wirklich äußerst sympathisch!