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Kommt aus dem Norden, dann kennt man diese Insel mit bewegter Geschichte sicherlich, denn sie ist das perfekte Ziel für Familien oder eben auch für Klassenfahrten. Man kann auf der Düne schwimmen gehen, einiges Erleben, aber verloren gehen ist eher schwierig auf Deutschlands einziger Hochseeinsel. Daher hat bei vielen meiner Mitmenschen aus meiner Cuxhavener Heimat Helgoland ein eher muffiges Image. Zu unrecht, denn besonders als Tagesausflug oder kurzer Wellnesstrip ist die Insel in der Nordsee eine schöne Abwechslung!
Nicht nur zollfreies Einkaufen in den kleinen Boutiquen macht die Insel so interessant. In diesem Blogpost findet ihr Möglichkeiten, Helgoland auch mal anders zu erleben.
Anreise – schon ein kleines Abenteuer
Wer ohnehin Urlaub in Cuxhaven macht, kann wunderbar von dort aus ganzjährig mit der Fähre “MS Helgoland” zur Insel reisen. Die Reise ist meist sehr bequem, wenn man nicht gerade einen Herbststurm auf hoher See erwischt wie meine Klassenkameraden im Jahre 2003. Glücklicherweise bin ich damals mit weiser Voraussicht daheim geblieben, denn Helgoland Ende Oktober ist eher weniger zu empfehlen. Stattdessen kann ich euch Helgoland bei guten Wetter und ruhiger See ans Herz legen. Über die Jahre bin ich oft mit und ohne Übernachtung dorthin gereist.
Ein ganz besonderes Erlebnis ist allerdings, Helgoland per Flugzeug zu erreichen. Ein Flug dauert 20 Minuten und kann beispielsweise von Nordholz bei Cuxhaven, wo auch jährlich das Deichbrand Festival stattfindet.
Wenn man das mit Fliegen ein bisschen zu viel ist, kann auch ganz gemütlich von Amrum, Büsum und Bremerhaven mit den Seebäderschiffe fahren, allerdings nur in der Saison, also von April bis Ende Oktober. Mein Favorit ist allerdings der Katamaran, denn von Cuxhaven aus erreicht man so Helgoland in nur einer Stunde. Von Hamburg hingegen braucht man ganze 4 Stunden mit dem Katamaran. Und auch von Wedel aus fährt einer, allerdings fahren auch die Katamarane nur in der Saison.
Einzigartig in Deutschland
Natürlich, wir haben viele großartige Orte in Deutschland, das von Rügen bis hin zu den Alpen viele tolle Landschaften wie Heide oder sogar Wüsten, den Andernach-Geysir in der Eiffel oder gar einen einzigartigen See wie den Schrecksee birgt. Aber Helgoland ist eben auch eines dieser Naturwunder. 70 Kilometer von der Nordseeküste entfernt und vollkommen frei von Autos wirkt diese Insel erst einmal wie von einem anderen Stern mit den pittoresken kleinen Häusern, den Hummerbuden am Wasser.
Heute findet man am Hafen eher selten Fischer, dafür aber Bistros, Boutiquen und viel zu der farbenfrohen und teils tragischen Geschichte der Insel, die einst als heilig galt. Daher auch der Name Helgoland für heiliges Land. Neben den bis zu 10.000 Besucher pro Tag in der Hauptsaison wirken die eta 1400 Einwohner der Insel gerade wenig.
Eine bewegte Geschichte
Heutzutage gehört Helgoland zum Bundesland Schleswig-Holstein, da die Stadt Pinneberg damals im Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge aufnahm, als die Insel von Briten bombardiert wurde. So kam es auch zum heutigen Erscheinungsbild der Insel, denn neben der Düne, dem Hochland und Unterland gibt es auch das Mittelland, welches im Grunde genommen ein großer Bombenkrater ist.
Wer heute vom Unterland ins Oberland gelangen möchte, kann entweder den Fahrstuhl nutzen oder aber es sportlich nehmen und die 184 Stufen zu Fuß erklimmen und dabei den Ausblick auf die benachbarte Düne genießen.
Strandurlaub zwischen Robben
Wer sich nach einem abgeschiedenen Platz zum Runterkommen und in sich gehen sehnt, findet hier einen perfekten Platz ohne Ablenkung. Jeder hat wohl schon von der Langen Anna gehört, die von Jahr zu Jahr schmaler wird, da Meer und Wind immer mehr vom Buntsandstein der Insel abtragen.
Als Kontrastprogramm zu dem Spaziergang auf dem Felsen kann man sich auf der Düne einfach an den Strand legen, in der Nordseebaden oder Kegelrobben beobachten. Ich hatte sogar schon mehrfach das Glück, viele Kegelrobben anzutreffen, die keinerlei Berührungsängste haben. Sie kennen schließlich die Touristen seit Dekaden. Dennoch sollte man im Umgang mit Raubtieren vorsichtig sein, da sie eben selbst an Land flink sein können, wenn man sie provoziert. Mehr als auf 30 Meter sollte man sich den Tieren nicht nähern – also bringt am besten ein Fernglas oder Teleobjektiv mit. Wer der Robben wegen nach Helgoland reisen möchte, dem empfehle ich tatsächlich die sonst bei mir eher unbeliebten Monate November und Dezember, denn dann haben die Kegelrobben Junge.
Bunte Felsen und komische Vögel
Für die Vogelkundler ist dies nicht nur ein beliebtes Reiseziel. Vielleicht deshalb, weil es der einzige Orte ist, wo es in Deutschland Basstölpel gibt. Auch Eissturmvögel und Dreizehenmöwen findet man auf der Insel. Und viele Vogelkundler finden sich vor allem im jungen Sommer auf dem Hochland: Im Juni kann man den sogenannten Lummensprung der Trottellummenküken beobachten. Während diese die ersten Wochen als Küken direkt in den Nestern mitten in den Buntsandsteinfelsen versorgt werden, springen sie zu diesem Zeitpunkt von den Felsen, obwohl sie noch nicht fliegen können. Von an müssen die Eltern die flugunfähigen Jungen versorgen, die von da an in der Nordsee treiben. Wer Fragen zu diesem Naturschauspiel hat, kann sich an den Verein Jordsand wenden, bei denen man sich auch Ferngläser leihen kann. Auch eine Vogelwarte ist in der Nähe des Rundwanderweges und zudem wird auf der Insel heeresbiologische Forschung betrieben.
Ein Shoppingparadies
Manch einer von uns kennt es vom Flughafen und von der Fähre. Mal erwarten uns mal größere, mal kleinere Duty Free Shops. Und auch bei manchem Flug werden uns auch zollfrei Parfüm und Schmuck verkauft. Da die Insel mitten in der Nordsee ist, ist quasi fast das gesamte Unterland ein riesiger Duty Free Shop. In zahlreichen kleinen Boutiquen, die Mode, Kosmetik, Parfüm, Spirituosen und alles, was das Herz begehrt, zollfrei verkaufen. Das allein ist auch der Grund, warum im Sommer viele Tagesausflügler die Insel besuchen.
Kulinarisch des einen Leid, des anderen Freud
Veganer haben leider das Nachsehen auf der Insel. Wirklich viel Auswahl gibt es nicht auf der Insel nicht. Aber bei manch einem Restaurant findet man eine gute vegetarische und vegane Angebote. Und manch ein netter Koch bratet auch mal spontan vegan, wenn man nur lieb darum bittet. Beispielsweise im Aquariums Cafe findet man vegane Speisen und auch das Restaurant Bunte Kuh bietet Gerichte wie vegane Spaghetti an.
Wer aber nicht vegan oder vegetarisch lebt, dem bietet die pittoreske Insel einige Spezialitäten aus dem Meer. Neben Hummern oder fangfrischen Fisch gibt es auch eine spezielle Helgoländer Köstlichkeit. Die Scheren des Taschenkrebses, auch Helgoländer Knieper genannt. Diese werden gemeinsam mit Cocktailsoße oder Aioli serviert.
Die Inselgeschichte erleben
Nicht nur einige Museen gibt es auf der Insel. Auch ein ausgeschilderter Geschichtspfad lädt dazu ein, sich an der frischen Luft im der Geschichte der Nordseeinsel zu beschäftigen. Auf 16 Stationen finden sich hier QR-Codes und Infotafeln. Wem das nicht genug ist, kann auch mit einem Motorboot, eine Tour um die Insel machen. Besonders bei Wellengang macht diese Tour besonders Spaß. Auch durch das unterirdische Bunkersystem kann man mehrmals in der Woche Führungen bekommen – allerdings nur mit Voranmeldung bei Helgoland Touristik.
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