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Es gibt viele Weihnachtsmärkte in Deutschland und ich habe schon das ein oder andere Mal erlebt, dass Verwandte und Freunde aus dem Ausland so begeistert waren, dass sie teils jedes Jahr im Advent nach Deutschland reisen. Glücklicherweise bin ich inzwischen aus meiner Göttingenblase schon einige Jahre heraus und ein großer, großer Fan davon geworden, verschiedene Weihnachtsmärkte in der ganzen Republik zu bereisen. Nächstes Jahr würde ich gerne auch mehr in den Süden, um vielleicht auch mal eine Schneeflocke erhaschen zu können. Allerdings ist es im diesem Jahr der Norden, den ich euch vorstellen möchte.
Als Kind gab es für mich nichts Schöneres als neue Weihnachtsmärkte und ihre Einzigartigkeit zu entdecken. Deswegen gebe ich mich auch in der Bildsprache des heutigen Blogposts eher mysteriös bis atmosphärisch. Ich möchte Menschen, die noch nie diese Weihnachtsmärkte gesehen haben nicht Spoilern. Und Instagram Umfragen nach gibt es viele aus dem Süden oder selbst aus dem Norden, die noch nicht die Vielfalt deutscher Weihnachtsmärkte kennen. Natürlich, Weihnachtsmärkte gibt es auch im Ausland. Aber keiner kommt heran ans Original.
Hannover – ein Weihnachtsmärchen?
Die meisten Leute, die ich kenne, halten nicht sonderlich viel von Hannover, da sie leider mit Hannover nur 2-3 Straßen verbinden. Und würde man Hannover auf diese paar Straßen reduzieren, würde ich ihnen absolut zustimmen. Geschichtlich gesehen ist vom alten Hannover in dem Bereich um dem Bahnhof herum nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr viel übrig geblieben und daher dominieren rund um dem Hauptbahnhof moderne Bauten das Stadtbild. Aber die Medaille hat ja bekanntermaßen zwei Seiten und so ergibt die Symmetrie nachts im Advent beim Blick über die Niki de Sainte Phalle Passage hin zum Kröpcke eine schöne Symmetrie und Harmonie, die seinesgleichen sucht.
Der heimliche Star unter den Weihnachtsmärkten in Hannover
Allerdings ist der eigentliche Star unter den Weihnachtsmärkten noch ein Stückchen weiter entfernt. Man sollte sich nicht auf die Buden beim Hauptbahnhof beschränken, sondern sich mindestens bis zur Marktkirche wagen. Am besten gefällt mir der Wunschbrunnenwald und der mittelalterliche Weihnachtsmarkt in der Altstadt, also dort noch hinter Marktkirche. Als ich noch in Hannover gelebt habe, war ich ungelogen jeden Tag dort. Die Altstadt ist ohnehin schön, so klein sie auch ist – aber so mit Weihnachtsmarkt hat man wirklich eine tolle Atmosphäre.
Und wenn dann noch Schnee liegen würde und ihr seid in Hannover, dann gibt es ganz in der Nähe noch einen Geheimtipp von mir. Jeder von euch hat sicherlich schon vom Maschsee gehört, ein beliebtes Ausflugsziel oder eine auch beliebte Joggingstrecke im Herzen von Hannover. Ich habe damals direkt in der Nähe gewohnt und war sehr oft dort und bin eine Runde gegangen oder gelaufen. Aber im Winter bei Schnee ist der Naschpark direkt hinter dem Alten Rathaus einfach wie ein Wintermärchen, ein wunderschöner Palast mit Teich, der eben bei Schnee oder mit Laub an den Bäumen sehr romantisch wirken kann.
Weihnachtsmarkt in Bremen
Während für mich in meiner Kindheit und Jugend als Mädel aus Cuxhaven Hamburg immer die Shoppingstadt war, der man auch oft außerhalb der Adventszeit einen Besuch abstattet, ist Bremen immer die Stadt für echte Weihnachtsgefühle gewesen. Warum das bei Hamburg bei mir nicht so ist? Dazu komme ich später. Bremen ist an sich ja einfach eine kompakte Stadt. Vom Bahnhof ist es nicht weit bis zur Sögestraße und dort beginnt auch schon halb der Weihnachtsmarkt. In Bremen hat man eben nur eine Einkaufsstraße, zumindest ist alles im Zentrum fußläufig erreichbar. Und so schafft man auch den Weihnachtsmarkt in kurzerZeit, kann dann noch ein wenig shoppen gehen oder eben …
An der Schlachte
… zum Weihnachtszauber an der Schlachte. Der Weihnachtsmarkt an der Schlachte ist für mich einer der schönsten überhaupt, weil die Bretterbuden und die teils sehr verkitschten Fischbrötchenbuden mit leuchtenden Plastikhaikopf schon ein echtes Original sind. Durch Feuerspucke oder andere Animateure ist dort das Treiben wirklich einmalig. Ich glaube, das Wort “urig” trifft es am besten. Zwar hat auch der mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Hannover eine tolle Atmosphäre, aber an den in Bremen an der Schlachte kommt er einfach nicht heran.
Weihnachtsmarkt ist oft eine reine Geschmacksache – die einen mögen es lieber Indoor und kaufen gerne handgemachte Geschenke, andere lieben es, bei Wind und Wetter an den Buden zu stehen. Für jeden Geschmack findet sich etwas. da fehlt eigentlich nur noch der Schnee, der leider zur Zeit des Weihnachtsmarktes eher eine Seltenheit geworden ist. Das letzte Mal Weihnachtsmarktfotos im Schnee von mir entstanden 2010 oder 2011 von mir.Der Oldenburger Lambertimarkt
Letzte Woche habe ich ja schon einige Worte über den Lambertimarkt verloren. Ich war in meiner Kindheit und Jugend wie viele Norddeutsche öfter auf dem Lambertimarkt. Wahrscheinlich auch, weil es ähnlich wie in Bremen in Oldenburg schwierig ist, verloren zu gehen. Der Lambertimarkt ist übersichtlich, die Innenstadt ebenfalls und trotzdem hat man alle Läden, die man zum Shoppingvergnügen braucht – neben den üblichen Verdächtigen auch viele kleine Boutiquen, oft Basare mit handgemachten Dingen von Künstlern und Kreativen aus der Region und einigen Geschäften mit Spezialitäten aus den Niederlanden.
Nun als Neu-Oldenburgerin bzw schon längere Zeit als Pendlerin sehe ich aber auch die Probleme, die der Oldenburger Weihnachtsmarkt mit sich bringt. Die Parkplatzlage ist hier ohnehin heikel. Und zudem kommen noch busweise Menschen in die Stadt. Daher finde ich es ganz gut, dass diese meist am Bahnhof ausgesetzt werden. Von dort aus führen sogar Wegweiser die Tagestouristen zum Lambertimarkt. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an einen Schulausflug. Wir fuhren damals auch zum Lambertimarkt, da meine Lehrer in Oldenburg studiert hatten. Allerdings wurden wir irgendwo beim Schloss einfach rausgelassen. Das hat dann dieses Stück Straße für 10 Minuten lahmgelegt. Unser Busfahrer war wohl kein ortskundiger und hatte damals noch kein Navi.
Was macht den Charme des Lambertimarktes aus? Er ist klein, süß und schnuckelig. Am Wochenende ann es etwas voll werden, aber die Innenstadt in Oldenburg bietet viele schöne Gassen und Ausweichmöglichkeiten, wenn es einem zu voll wird.
Hamburgs große Stärke und Schwäche
Bei Hamburg denke ich mehr an Weihnachtsshopping als an Weihnachtsmärkte, muss ich gestehen. Denn die größte Schwäche und Stärke zugleich der Hansestadt an der Elbe ist, dass es nicht den EINEN zentralen Weihnachtsmarkt gibt. Diese Rolle besetzt am ehesten noch der gefühlt sehr touristische Markt auf dem Rathausplatz. Aber insgesamt gehen zwischen all den tiefer Häuserschluchten der Innenstadt die weit verbreiteten, kleinen Weihnachtsmärkte doch etwas im Menschengedränge der einkaufsfreudigen Laufkundschaft unter. Einige Weihnachtsmärkte wirken gar wie ein paar Buden, die im Außenbereich eines Shopping-Centers für Weihnachtsstimmung sorgen sollen. So viel zu der Schwäche in Hamburg, aber natürlich hat Hamburg auch eine Stärken, denn für Fotografen gibt es kaum eine bessere Stadt.
Hamburg und ich – eine lange Geschichte
Meine Kindheit sah oft so aus, dass der Dezember unglaublich voll war. Das war auch nicht verwunderlich, denn ich sang und spielte Trompete in mehreren Chören. Alles von Rolf Zukowski über “Last Christmas” bishin zum Weihnachtsoratorium. Das nahm immer viel Zeit in Anspruch, ich war jeden Tag auf einer anderem Weihnachtsfeier, einem anderen Weihnachtsbasar oder auf einem Weihnachtsmarkt und so kauften wir immer kurz vor knapp unsere Geschenke ein – natürlich in Hamburg. Heute ist es nicht mehr so, aber damals waren wir in diesem Kaufhaus direkt am Hauptbahnhof und für mich war die Spielzeugabteilung mit den riesigen Stofftieren das Paradies.
Und es gab quasi die Tradition, dass ich meinem Vater im Kaufhaus Brinkmann verloren gegangen bin. Er wusste allerdings auch immer, wo ich verloren gegangen bin: Bei den Vitrinen mit den Kristallglastieren, die so schön funkelten, wenn sie angestrahlt wurden. Und es ging immer zu dem einen Fotobedarfsladen direkt am Mönckebergbrunnen, weil mein Vater bis heute analoge Kameras besitzt und nutzt. Ab und ann konnte man dort ein schönes, gebrauchtes Objektiv kaufen.
Perfekt für Fotoliebhaber
Dank der Alster hat man an jeder Ecke Wasser und Brücken und viele, viele Möglichkeiten für tolle Fotos, egal, ob bei Nacht oder Tag. Ich meine, wer von uns kennt nicht die ikonischen Fotomotive in der Speicherstadt oder hat schon mal Fotos geguckt, die Freunde oder Verwandte von der Elphiplaza aus gemacht haben? Die große Stärke von Hamburg ist seine Vielfalt. Es gibt nicht einen zentralen Weihnachtsmarkt, nein, es gibt eine ellenlange Liste. Dadurch hat man die tolle Möglichkeit, gezielt tolle Fotomotive und auch schöne Boutiquen zu finden und auch kleine, lokale Unternehmen zu unterstützen, indem man nicht nur dem einen Weihnachtsmarkt treu bleibt, sondern auch mal andere Weihnachtsmärkte entdecken geht. So teuer ist ein HVV Ticket nun auch nicht.
Lübeck, die Stadt des Marzipans
Ich glaube, es gäbe da einige Norddeutsche, denen das beschauliche Lübeck in meiner Aufzählung definitiv fehlen würde. Lübeck ist ja schließlich bekannt für sein Marzipan und ist Sommer wie Winter ein beliebtes Ausflugsziel, da es auch eine dieser eher übersichtlichen historischen Stadtkern ist. Der Weihnachtsmarkt in Kombination mit der atemberaubend schönen historischen Altstadt ist natürlich ein Blickfang und ich werde in 2 Wochen eventuell auch noch hinfahren. Allerdings muss ich gestehen: Ich fahre lieber eher selten und nach Möglichkeit in der Woche hin, weil es am Wochenenden völlig überlaufen ist. Gefühlt sogar noch überlaufener als anderswo.
Die kleinen Geheimtipps
Zum Schluss gibt es noch einige Weihnachtsmärkte, die auch sehr atmosphärisch sind, aber eben auch meist nicht so touristisch überlaufen. Zum einem wäre das der Weihnachtsmarkt im Gifhorner Schloss, der leider nur am ersten Adventswochenende stattfindet. Dieser Weihnachtsmarkt ist sehr empfehlenswert, weil er sehr viele selbstgemachte Dinge bereithält und diese Dinge auch wirklich selbst gemacht sind und nicht Made in China.
Mein anderer Geheimtipp ist mein kleiner Safe Haven meiner Kindheit im Advent: Stade. Die Stadt ist genau wie Lüneburg nur einen Katzensprung von Hamburg entfernt, aber bei weitem nicht so überlaufen. Stade hat eine historische Altstadt, die durchsäumt ist von kleinen Weihnachtsmarktbuden.
Verkehrsmittel – die Qual der Wahl
Ich gestehe, dass ich meistens in der Adventszeit nicht gerne reise. Am Wochenende ist es oft eine Wahl des kleineren Übels: Soll ich in überlaufene Züge oder überfüllte Parkhäuser? Daher gebe ich immer den Tipp, mit dem Zug zu reisen. Außerdem sollte man sich möglichst innerhalb der Werktage einen Tag zu suchen, um Weihnachtsmärkte in Ruhe erkunden zu können. Wer dann noch eh Resturlaub abbauen muss, kann sich dann auch eine entspannte Übernachtung im Hotel gönnen. Das habe ich auch noch in der Adventszeit vor. Zwar nicht in Norddeutschland, aber in Groningen. Darüber were ich dann natürlich auch noch zu gegebener Zeit berichten.
Denn wozu ist denn die Adventszeit da? Bei all dem Stress ist es auch wichtig, sich etwas Ruhe zu gönnen und mal einen Tag auszuschlafen und Frühstück per Zimmerservice zu bestellen. Es muss nicht das teuerste Hotel sein, ein weiches Bett und ein Zimmer mit Badewanne reicht schon vollkommen aus.
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